Vorstellung – in Abhängigkeit von der Gemütslage

Unsere Vorstellungen entstehen in Abhängigkeit von unserer Gemütslage.

Mit anderen Worten: es hängt von unserer Gestimmtheit ab, was uns in den Sinn kommt.

Es hängen unsere Vorstellungen also nicht nur von der Kognition, sondern auch von der Emotion und damit vom Gemüt ab.

Betrachtet man den Sachverhalt auf der neurophysiologischen Ebene so kann man folgendes sagen:

Eine Vorstellung entspricht auf neurophysiologischer Ebene einem neuronalen Aktivitätsablauf somit entspricht dies einem gewissen neuronalen Muster.

Jeder Mensch entwickelt seine eigenen Vorstellungen über sich und die Welt.

Demgemäß sind die Vorstellungen etwas sehr persönliches, etwas sehr individuelles, ja man kann sagen: einzigartig Einmaliges.

Man kann daher berechtigt sagen, dass keine zwei Menschen genau die gleichen Vorstellungen entwickeln bzw. dass bei keinen zwei Menschen idente neuronalen Muster in ihren Gehirnen ablaufen.

Wenn man bedenkt, dass keine zwei Menschen sich ident gleichen, nicht einmal eineiige Zwillinge, dann kann man sich vorstellen, dass auf der Ebene der neuronalen Muster noch größere Unterschiede in Bezug auf die Individualität bestehen.

Trotzdem können Menschen sich mehr oder weniger gut verstehen bzw. sehen Menschen Sachverhalte mehr oder weniger ähnlich.

Dieser Gegebenheiten sollte man sich bewusst sein, wenn man feststellt, dass Menschen auf gleiche Sachverhalte unterschiedlich reagieren, wenn sie gleiche Sachverhalte unterschiedlich auffassen. Wenn sie die Welt nicht so sehen, wie ich sie sehe.

Tatsächlich ist unser Gehirn bzw. unser Nervensystem immer als Ganzes aktiv, zwar sind die Nervenzellen, zu einer gewissen Zeit nicht in allen Regionen gleich aktiv aber man kann berechtigt sagen: Eine Vorstellungen besteht auf neuronaler Ebene aus einem Anteil, der im wesentlichen die Kognition repräsentiert und aus einem weiteren Anteil, der im wesentlichen das Gefühl repräsentiert. Bekannt ist, dass für die Kognition vor allem die „oberen“ Hirnregionen verantwortlich sind, hingegen für das Gefühlserleben die „basalen“ (tieferliegenden) Hirnregionen.

Ferner ist bekannt, dass Menschen in der Depression alles „düster“, negativ, mehr oder weniger hoffnungslos sehen, wogegen dieselbe Person in einer manischen Phase (vorausgesetzt dass bei ihr zu anderen Zeiten solche vorkommen), reale Grenzen und Probleme nicht richtig einschätzt bzw. solche nicht erkennt.

Menschen in der Manie bzw. in einer manischen Phase sind permanent geneigt sich zu überschätzen und nirgendwo eine Grenze oder sonst ein Hindernis zu sehen. Daher neigen sie in dieser Phase zu unkritischen, letztlich für sie nachteiligen Handlungen, wohingegen dieselbe Person in der depressiven Phase sich nichts zutraut und auch nichts (oder nur das Nötigste) unternimmt. Aus diesem Sachverhalt kann abgeleitet werden, dass die ausgeglichene Gemütslage die beste Voraussetzung ist, um Sachverhalte „angemessen“ (ausgewogen) zu  erkennen, zu beurteilen und um letztlich angemessen zu handeln.

Man sieht also, dass unsere Vorstellungswelt sehr stark von unserer Stimmung abhängig ist. Je nach dem kann eine Sache „so“ oder auch „anders“ gesehen werden.

Aus neurophysiologischer Sicht betrachtet ist es wahrscheinlich so, dass je nach Grundstimmung bzw. das Vorherrschen einer bestimmten neuronalen Aktivität in den „basalen“ Hirnregionen und in den „höheren“ Gehirnzentren „diese“ oder „jene“ Assoziationen bevorzugt gebildet werden.

Um beim Beispiel des manisch-depressiven Patienten zu bleiben: es werden im Fall der Depression „negative“ Assoziationen bevorzugt hingegen im Fall der Manie „euphorische“. Daher neigt die Person zu enthemmt, unkritischen Vorstellungen bzw. Ideen und letztlich zu entsprechenden Handlungen -sie überlegt nicht richtig – nicht angemessen – nicht der Realität gemäß.

Nur bei ausgeglichener Gemütslage funktioniert das Erkennen und Wahrnehmen der Dinge mehr oder weniger optimal.

Weil unser Erkennen so sehr von der Gemütslage beeinflusst wird, kann man sich auch vorstellen, dass in einem ausgeprägt gestörten Gemütszustand die Vorstellungen kaum durch Zureden beeinflusst werden können.

Im Rahmen der Therapie ist das „gute Zureden“ zwar irgendwie wichtig, stützend und hilfreich, man darf sich jedoch nicht erwarten, dass man die betroffene Person durch den Zuspruch „überzeugen“ kann. In der Regel wird die betroffene Person von ihrer Sichtweise nicht abrücken und erfordert es eine gewisse Flexibilität um auf kritische Argumente einzugehen. Es ist also eine gewisse Offenheit erfordert um auf Argumente einzugehen, die andere Personen vorbringen.

Daher hilft z.B. im depressiven Zustand alles „positive Denken“ nichts. In einem solchen Fall kann es sogar noch zusätzlich belastend sein, wenn unter Verkennung der Situation und unter Verkennung der beschränkten Möglichkeiten der depressiven Person diese zum „positiven Denken“ gedrängt wird. Eine solche Aufforderung wird ihr noch zusätzlichen „Stress“  bereiten und fühlt sie sich sodann gänzlich unverstanden.

Man soll also erkennen und abschätzen in welcher Gemütsverfassung die andere Person ist und darf man nicht einfach ausgehend von der eigenen Situation erwarten, dass auch die andere Person die Sache so sieht, wie man sie selber sieht.

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(letzte Änderung 02.01.2023, abgelegt unter: denken, Erkennen, Philosophie)

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